Der Komponist Niki Reiser erhält den Kulturpreis der Stadt Basel, die Illustratorin Ziska Bachwas wird mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet

Der Regierungsrat ehrt einen der profiliertesten Filmmusiker des deutschsprachigen Raums: Niki Reiser erhält den Kulturpreis des Kantons Basel-Stadt. Der Basler hat für international erfolgreiche Filme wie das Oscar-gekrönte Werk «Nirgendwo in Afrika», «Die Weisse Massai », aber auch für populäre Kinderfilme wie «Heidi» oder «Pünktchen und Anton» den Soundtrack komponiert. Mit dem Kulturförderpreis, der ergänzend zum etablierten Kulturpreis ein kulturpolitisches Signal für junge kulturelle Initiativen setzt, ehrt die Abteilung Kultur Basel-Stadt die Illustratorin Ziska Bachwas. Mit ihren Zeichnungen, etwa über die Clubkultur oder Snowboardszene verleiht sie einer jungen Lebenswelt Sichtbarkeit.

Mit dem Kulturpreis ehrt der Basler Regierungsrat den international bekannten Filmkomponisten, Arrangeur und Musiker Niki Reiser. Der renommierte Preis, der heuer zum 48. Mal in Folge vergeben wird, geht somit erstmals an einen Filmkomponisten. Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann wird Niki Reiser den mit 20'000 Franken dotierten Preis am 26. Oktober 2020 überreichen. Die Preisverleihung findet im Probezentrum am Picassoplatz statt, wo die aufgrund der Covid-19-Pandemie nötigen Schutzmassnahmen umgesetzt werden können.

Filmmusik trägt entscheidend zum Erfolg bei
Der 62-jährige, mit zahlreichen renommierten Film- und TV-Preisen ausgezeichnete Basler erzielte seinen internationalen Durchbruch 1996 mit dem Film «Jenseits der Stille» von Caroline Link, der sowohl den Deutschen Filmpreis wie auch eine Oscar-Nomination erhielt. Seither hat er in seinem Tonstudio auf dem Gundeldingerfeld für zahlreiche Publikumslieblinge aus dem deutschen Film die Musik komponiert, darunter das 2002 mit einem Oscar gekrönte Werk «Nirgendwo in Afrika» oder «Die Weisse Massai».

Seit Jahrzehnten arbeitet er eng mit dem Berliner Filmemacher und gebürtigen Basler Dani Levy zusammen: Für dessen ersten Film «Du mich auch», der als Stimmungsbild aus dem damals noch geteilten Berlin international überraschend erfolgreich lief, komponierte Reiser den Soundtrack. Die beiden setzten ihre Zusammenarbeit fort, und Niki Reiser hat für alle Filme von Dani Levy bis hin zu den jüngst erschienenen «Die Känguru-Chroniken» eine unverwechselbare Filmmusik erschaffen.

Auch diversen populären Kinderfilmen wie «Die wilden Hühner und wir» oder zeitgenössischen Adaptionen von Klassikern wie «Pünktchen und Anton», «Heidi» oder «Das fliegende Klassenzimmer» hat Niki Reiser mit der Tonspur eine prägende Atmosphäre verliehen, die in Erinnerung bleibt. «Er verleiht seinem Sound einen eigenständigen Charakter und kreiert dabei berührende Musik, welche entscheidend zum Erfolg der jeweiligen Filme beiträgt und eine eigene Sprache findet, den Film dabei aber nicht übertönt», begründet die Jury ihren Entscheid. «In der Kunst, diesen Balanceakt zu bestehen, hat es Niki Reiser mit seinen bisherigen Arbeiten zur Meisterschaft gebracht.» 

Niki Reiser hat in Basel klassische Musik mit Schwerpunkt Flöte studiert, bevor er sich in Boston an der Berklee School of Music intensiv mit Jazz und auch mit Filmmusik beschäftigt hat. Er ist überdies ein wichtiger Mentor und Impulsgeber für die regionale Szene. So tritt er regelmässig an Veranstaltungen auf, etwa im Rahmen von Gesprächsreihen der Filmvereinigung «Balimage» im Stadtkino Basel, oder arbeitet mit jungen Kunstschaffenden zusammen. Seine Filmmusiken spielt er meist unter Beteiligung von Basler Musikerinnen und Musikern sowie mit seinem Tonmeister Daniel Dettwiler im Idee und Klang Studio Basel ein. An der Zürcher Hochschule der Künste unterrichtet er im Masterlehrgang für Film und Theatermusik. Als Jazzflötist war er viele Jahre Mitglied der Basler Klezmer Jazzband Kol Simcha.

Kulturförderpreis für junge, impulssetzende künstlerische Positionen
Gleichzeitig mit dem traditionsreichen Kulturpreis vergibt die Abteilung Kultur seit 2012 den mit 10‘000 Franken dotierten Kulturförderpreis. Es setzt ein öffentlich sichtbares kulturpolitisches Zeichen für junge kulturelle Initiativen. Dieses Jahr geht der Preis an die Basler Illustratorin Ziska Bachwas.

Im Medium des Wimmelbildes hat die 1993 im Emmental geborene Ziska Bachwas – so die Jury – eine bestechende Form gefunden, um komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge darzustellen und zugleich klare gesellschaftspolitische Haltungen zu vermitteln. «Ziska Bachwas ist eine scharfsinnige Chronistin des lokalen Alltags- und Kulturlebens. Sie lässt aus genauer Beobachtung heraus zeichnerische Welten entstehen, die ihre Erfahrung und Wahrnehmung wiedergeben», begründet die Jury ihren Entscheid. Ihre Inspiration holt sich Ziska Bachwas oft aus dem Freizeitbereich – etwa aus der Clubkultur oder der Snowboardszene. Dadurch kann sie pointierte Aussagen zu einer jungen, urbanen Lebenswelt treffen und verleiht ihnen so Sichtbarkeit. Ziska Bachwas zeichnet mit unerschöpflicher Energie und publiziert – gerade auf den sozialen Medien – mit hoher Frequenz. «Ihr Schaffen ist dadurch im Gleichklang mit dem Puls der Zeit», kommt die Jury zum Schluss.

Ziska Bachwas ist in Basel als freischaffende Illustratorin tätig. Sie hat nach dem Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Bern und Biel an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW (Institut HyperWerk) studiert und 2018 mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Zu ihren wichtigsten Projekten gehören eine mehrteilige Arbeit zum Nachtleben in Basel (zu sehen beim Comicfestival 2017 und beim HyperWerk Openhouse 2018), die mit ihrer Abschlussarbeit am Institut HyperWerk verbundene Ausstellung «Frauen* lieben Frauen*» (gezeigt beim Luststreifen Festival 2018), die Intervention «My Burg Is My Castle» (auf der Burgruine Wartenberg bei Muttenz, in Kollaboration mit dem Kollektiv «Hotel Regina») sowie das Visualisierungsprojekt «Schatzkarte» am Zoll Lörrach/Riehen, das in Zusammenarbeit mit Denkstatt sàrl entstanden ist.

Unabhängige Jurys
Beide Preise werden auf der Grundlage von Empfehlungen von Jurys vergeben. Die Kommission für die Verleihung des Kulturpreises 2020 setzt sich zusammen aus: Peter Bläuer, ehemaliger Direktor der Kunstmesse LISTE Art Fair Basel; Markus Erni, Leiter Bibliothek Musikakademie Basel; Katrin Grögel, Co-Leiterin Abteilung Kultur (Vorsitz), Jennifer Jans, Projektleiterin Vermittlungsplattform «SAY HI!» (B-Sides Luzern), Bereichsleiterin Demotape Clinic m4music Festival Zürich, Musikerin; Anna Jessen, Prof. Dipl. Architektin ETH/BSA, Frank Matter, Produzent und Filmemacher, soap factory GmbH; Dorothea Trottenberg, Bibliothekarin Universitätsbibliothek Basel, literarische Übersetzerin, Jeannette Voirol, Leiterin Kulturinstitutionen Abteilung Kultur; Dagmar Walser, Theaterkritikerin und Kulturredaktorin bei SRF2 Kultur.

In der Jury für den Kulturförderpreis haben Einsitz: Chris Hunter, Bildender Künstler; Sebastian Meyer, Komponist und Musikvermittler; Annina Niederberger, Literaturvermittlerin; Jonas Schaffter, Filmschaffender; Christoph Gaiser, Beauftragter für Kulturprojekte, Abteilung Kultur Basel-Stadt (Vorsitz).

Hinweise:

www.baselkultur.ch

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