Geschichte

Baudaten und -geschichte

1501: Basel tritt der Eidgenossenschaft bei.

1503: Der Grosse Rat beschliesst den Bau eines repräsentativen Rathauses.

1504 – 1514: Das Hauptgebäude mit den drei Arkaden und dem Regierungsratssaal  im oberen Teil wird errichtet.

1517 – 1521: Das Hinterhaus wird aufgestockt und der erste Grossratssaal eingebaut.

1606 – 1608: Die Vordere Kanzlei wird angefügt.

1899 – 1901: Der breite Blockbau und der Rathaus-Turm werden gebaut.

Basel trat 1501 der Eidgenossenschaft bei. Diesem politisch entscheidenden Schritt wollte die Stadt sichtbaren Ausdruck verleihen. Der Grosse Rat beschloss 1503, das alte Rathaus durch ein repräsentativeres Gebäude zu ersetzen, das der neuen Bedeutung der Stadt gemäss war. Er ordnete an, bei der Ausführung keine Kosten zu scheuen. So wurde 1504 - 1514 ein neues Rathaus sowie ein Verbindungsbau zum Hinterhaus errichtet. Dieser älteste Teil  besteht aus drei Spitzbogen-Arkaden, über denen sich der reich geschmückte Regierungsratssaal befindet. Das ältere Hinterhaus wurde 1517 - 1521 aufgestockt – so entstand der frühere Grossratssaal. Hans Holbein d.J. wurde 1521 mit der Bemalung des Grossratssaales beauftragt. 1535/36 wurde ein Neubau für die Kanzlei errichtet. Diese ehemalige Hintere Kanzlei links vom Grossratssaal ist heute teilweise erhalten.

Links neben den Arkaden wurde 1606 - 1608 die vordere Kanzlei  angefügt. Trotz der Erweiterung sollte die Fassade möglichst einheitlich wirken. Deshalb wurden die spätgotischen Formelemente des hundert Jahre älteren Rathauses genau aufgenommen. Auch malerisch wurde die Vorderfront des Rathauses (mit einer Scheinarchitektur) zu einer Einheit zusammengefügt.

Mit dem Wachstum der Stadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts und der Schaffung der neuen Kantonsverfassung 1875 wurde wiederum eine Erweiterung der Verwaltungsräumlichkeiten notwendig. So kamen 1899 - 1901 der Turm und der breite Blockbau auf der linken Seite dazu. Auch der Grossratssaal mit Nebenräumen wurde 1901 - 1904 neu gebaut. Der alte Saal aus dem 16. Jahrhundert wurde abgebrochen, als man 1899 - 1904 das Rathaus im Stil von Neugotik und Neurenaissance umbaute und erweiterte.

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Vom Richthaus zum Rathaus

Kupferstich des Markplatzes, dazumal Kornmarktes von 1651. Der Kornmarkt umrahmt von Häuserfassaden. In der Häuserzeile rechts befindet sich das Rathaus. In der Mitte des Bildes sieht man das Haus zum Pfauen, das sich in der Mitte des heutigen, vergrösserten Marktplatzes befand. Auf dem Platz herrscht emsiges Treiben.
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«Prospect des Kornmarckts zu Basel». Kupferstich von Jakob Meyer, 1651

Eine der ältesten Aufgaben im Rathaus war es, Gericht zu halten – deshalb wurde das Rathaus in seinen Anfängen «Richthaus» genannt. Diese Bezeichnung hielt sich bis ins 16. Jahrhundert und wurde gleichberechtigt mit dem späteren «Rathaus» verwendet. Die lateinische Bezeichnung in den Schriften wandelte sich von «domus judici» («Haus des Gerichts») im 13. Jahrhundert zu «domus consulum vulgo dicta» («Rathaus») im 14. Jahrhundert. Zu jener Zeit war die Anzahl Räte in Basels Regierung durch den Einbezug der Zünftler massiv gestiegen und man traf sich neu zu täglichen Sitzungen, wodurch der Begriff «Rathaus» an Bedeutung gewann.

Während sich seine Funktion erweiterte, änderte sich auch der Standort des Basler Rathauses: Mitte des 13. Jahrhunderts befand es sich noch im Haus «zum Schlauch» am heutigen Fischmarkt, wo sich damals dank der pulsierenden Schifflände das Zentrum der Stadt befand. Nachdem sich das Herz von Basel immer mehr in Richtung Marktplatz verlagerte, zog auch das Richthaus weiter – Ende des 12. Jahrhunderts befand es sich bereits auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes, bevor es dann des Mitte 14. Jahrhunderts seinen Platz am heutigen Standort fand.

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Achtung, Hochwasser!

Die Bronzetafel an der Fassade des Rathauses, die die Höhe des Hochwassers von 1529 und 1530 markiert.
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An der mittleren Arkade des Rathaus-Eingangs erinnert eine Gedenktafel aus Bronze aus dem Jahr 1537 an zwei Jahrhundert-Hochwasser in Basel. Diese fanden an zwei aufeinanderfolgenden Jahren statt, nämlich 1529 und 1530. Wer bei Hochwasser in Basel sofort an den Rhein denkt, irrt sich: Ursache der Überschwemmungen war der Birsig, der damals noch nicht unterirdisch durch die Stadt floss und regelmässig für eine überspülte Innenstadt sorgte.

Sobald es zu jener Zeit stark und lange regnete, wurde der Rhein zu einem reissenden Fluss – damals regelten noch keine Stauwehre und Schleusen die Strömung. Der Birsig, der schon damals beim heutigen Hotel Drei König in den Rhein mündete, wurde durch den hohen Rheinpegel immer wieder rückgestaut und konnte nicht mehr abfliessen, weshalb er über die Ufer trat und die Stadt überflutete.

Auf der Gedenktafel ist zu lesen, dass das Hochwasser «von einem berg ann andern gieng»: Damit waren der Münsterhügel und der Spalen- resp. Petersberg gemeint – die Talstadt dazwischen war komplett überschwemmt. Auch interessant: Zu jener Zeit, kurz nach der Reformation, wurde Hochwasser auch als Strafe Gottes verstanden, was die frommen Basler in zwei Jahren in Folge zum Grübeln brachte.

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Ganz schön kontrovers: der Rathausturm

Der Turm des Rathauses halb links im Bild. Rechts daneben thront der goldene Dachreiter auf dem Dach des Rathauses.
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Das Rathaus kam bis Ende des 19. Jahrhunderts ganz ohne Turm aus. Erst bei der Ausschreibung zur Erweiterung des Gebäudes im Jahr 1896 wurde ein Vorschlag ausgewählt, der neu einen Rathausturm vorsah: Die Architekten E. Vischer & Fueter aus Basel durften den Um- und Anbau in den Jahren 1898 bis 1904 ausführen, der aufgrund gestiegener Platzbedürfnisse nötig war.

Doch die Idee eines Rathausturms vermochte nicht alle zu begeistern: Vom «Charakter eines Festungsbaus» war die Rede, von einem «Turmkoloss» sowie von «autoritärer Wucht». Nachdem sich der Grosse Rat aber deutlich für den Neubau ausgesprochen hatte, ergriff die Opposition das Referendum und es kam zu einer Volksabstimmung. Die Baslerinnen und Basler sprachen sich ebenfalls für die geplante Erweiterung aus – und so kennen wir unser Rathaus heute mit dem typischen Turm auf der rechten Seite.

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Die verlorenen Werke von Hans Holbein

Hans Holbein der Jüngere gilt als einer der bedeutendsten Maler der Renaissance und einer der genialsten Porträtmaler überhaupt. Geboren 1498 in Augsburg, erhielt Holbein 1520 das Basler Bürgerrecht. Ein Jahr später, 1521, wählte die Basler Regierung ihn dafür aus, den neuen Grossratssaal im Rathaus mit Wandgemälden zu verschönern. Holbein nahm den Auftrag mit Begeisterung an und schuf grossflächige Malereien, die begeisterten und nicht nur die Basler Kunstmaler des 16. Jahrhunderts stark beeinflussten.

Bei der Umgestaltung des Grossratssaals knapp 300 Jahre später wurden leider sämtliche Bilder von Hans Holbein zerstört – einige Originalfragmente konnten gerettet werden und sind heute im Kunstmuseum Basel zu bewundern. Auch wurden diverse Kopien von den Entwürfen Holbeins angefertigt, die wiederum als Vorlagen für neue Gemälde dienten. Ein Beispiel dafür ist an der Rathaus-Fassade zum Marktplatz zu sehen: Die Dame mit dem Straussenfederbarett, die dort auf dem Balkon steht, wurde nach einer Vorlage Holbeins gefertigt.

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Literaturtipp

Möhle, Martin: Das Rathaus in Basel
Verlag: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte

Quellenangaben

Live
Grosser Dank gebührt Dr. phil. Anatol Schenker, der sehr viel Interessantes über das Rathaus Basel zu erzählen weiss. Anatol Schenker leitet die Kurse «Fit für Basel» der Bürgergemeinde als Vorbereitung zur Einbürgerung und ist Geschäfts- und Schulleiter der GGG-Kurse.

Literatur
Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, 14 Bde., Basel 1932–2006. Bd. 1: Baer, C. H.: Vorgeschichtliche, römische und fränkische Zeit. Geschichte und Stadtbild; Befestigungen, Areal und Rheinbrücke; Rathaus und Staatsarchiv. Hrsg. von der Schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung Schweizerischer Kunstdenkmäler, Birkhäuser Verlag Basel, 1932 (unveränderter Nachdruck 1971), S. 337–646.

Möhle, Martin: Das Rathaus in Basel. Schweizerische Kunstführer GSK; Serie 95, Nr. 947–948. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern, 2014.

Ritter, Markus (Hrsg.): Wer regieren will, muss viel hören, und nicht hören. Spruchweisheiten und Inschriften im Basler Rathaus. Schwabe Verlag Basel, 2014.

Online
altbasel.ch, barfi.ch, bzbasel.ch, tageswoche.ch, telebasel.ch, wikipedia.de